Lieblingsbücher 2022
Im Jahr 2022 habe ich so viel gelesen wie noch nie. Hier sind meine 12 Lieblingsbücher des Jahres - abgesehen vom ersten Titel ohne bestimmte Reihenfolge.
MEIN HIGHLIGHT:
Gabrielle Zevin: Tomorrow, and tomorrow, and tomorrow
Das einzige Buch meiner Liste, das aktuell nur auf Englisch erhältlich ist. Doch bereits im Februar ist die deutsche Übersetzung angekündigt, und es würde mich nicht wundern, wenn auch hier der Erfolg ähnlich gross sein wird wie in den USA.
Das Buch erzählt über eine Zeitspanne von ungefähr 30 Jahren von Sadie und Sam, die schon als Kinder zusammen Videogames spielten, während der Uni mit unerwartetem Erfolg ihr erstes eigenes Game entwickeln und später eine eigene Firma auf die Beine stellen. Dabei verknüpft die Geschichte so vielfältige Themen wie künstlerische Entwicklung, Selbstzweifel und Perfektionismus, Selbstbehauptung als Frau, Erfolgsdruck, Einsamkeit, Traumaverarbeitung, Depressionen, Liebe und lebenslange Verbundenheit, der Versuch, eine bessere Welt zu erschaffen, der Wunsch nach Anerkennung, und die Schwierigkeit, die eigenen Gefühle auszudrücken. All dies ist verbunden mit unzähligen Anspielungen auf Computergames, die echt existieren, aber auch selbst erfundenen – was nicht heissen muss, dass man Experte für Games sein muss, um das Buch zu verstehen. Auch als Schriftstellerin konnte ich mich in zahlreichen Szenen, die von kreativem Schaffen handeln, wiedererkennen.
Dieses Buch ist ganz klar mein Jahreshighlight, ich habe dutzende Seiten angestrichen und mit Eselsohren versehen und es hat mich noch lange begleitet. Es hat mich unendlich traurig gestimmt aber gleichzeitig zutiefst berührt in seiner Art, wie es von Freundschaft erzählt und davon, sein Leben der eigenen Leidenschaft zu widmen.
Der Titel ist ein Zitat aus Shakespeares „Macbeth“. „What is a game?“, fragt eine der Hauptfiguren einmal. „It’s tomorrow, and tomorrow, and tomorrow. It’s the possibility of infinite rebirth, infinite redemption. The idea that if you keep playing, you could win. No loss is permanent, because nothing is permanent, ever.“
Tsubasa Yamaguchi: Blue Period
Den Anfang meiner Buchvorstellungen macht ein Manga, also ein japanischer Comic. Viele Mangaserien greifen meiner Meinung nach leider gern auf stereotype Figuren und Handlungsstränge zurück, weshalb ich lange mit diesem Genre nicht viel anfangen konnte. Jedoch gibt es dazwischen Kleinode wie die Serie „Blue Period“ (die in Japan übrigens mehrere Auszeichnungen abgeräumt hat). Die Geschichte dreht sich um den Schüler Yatora Yaguchi, der zwar gute Noten schreibt und mit Freunden ausgeht, dabei aber nicht wirklich glücklich ist – bis er unverhofft in Kontakt mit der Malerei kommt. Mit einem Mal hat er etwas in seinem Leben, wofür er brennt.
In mittlerweile 10 ins Deutsche übersetzten Bänden wird Yatoras künstlerische Entwicklung dargestellt, sein Blick auf die Welt gezeigt und sein Umgang mit Perfektionismus, Rückschlägen und Selbstzweifeln geschildert. Dazwischen gibt es immer wieder technische Einschübe, wie Theorien zu Farbenlehre, Zentralperspektive oder Bildkomposition oder Infos über berühmte bildende Künstler.
Besonders gelungen fand ich die teilweise aussergewöhnliche visuelle Erzählperspektive. Manchmal sind die Paneels mit (schwarz-weiss-)Wasserfarben statt der klassischen schwarz-weiss-Linien gestaltet, was der Erzählung mehr Tiefe verleiht. Oder Figuren und Objekte werden durch angeschnittene Linien in eine spannende, ungewohnte Perspektive gebracht. Gerade als Künstlerin (wenn auch weniger im Bereich visueller Kunst) finde ich die Entwicklung von Yatora unglaublich spannend und gut nachvollziehbar. Wie viel harte Arbeit steckt dahinter, wie oft zweifelt er an sich selbst, ob er gut genug ist und jemals damit seinen Lebensunterhalt verdienen kann – und wie wertvoll ist ihm die künstlerische Tätigkeit trotz allem. Der Manga wird aktuell übrigens auch auf Netflix und anderswo als Anime ausgestrahlt.
Dominic Oppliger: acht schtumpfo züri empfernt
Das dritte Buch, das ich vorstellen möchte, geht wieder in eine total andere Richtung. Der Verlag „Der gesunde Menschenversand“ hat sich auf Spoken Word und schweizerdeutsche Texte spezialisiert. Ein ganz besonderes Werk ist dabei Dominic Oppligers Novelle „acht schtumpfo züri empfernt“: wie ein Gedicht anmutend, umgangssprachlich, dabei thematisch gekonnt zwischen melancholisch und komödiantisch changierend. Anders als in „traditionellerer“ schweizerdeutscher Literatur steht eine möglichst genaue Wiedergabe der Sprache im Vordergrund. Dies macht das Lesen anfangs zu einer kleinen Herausforderung, doch hat man erst einmal etwas in den Sprachrhythmus gefunden, erscheint einem der Erzähler immer mehr wie ein guter Freund, dem man gerne zuhört. Immer wieder stolperte ich über Phrasen wie „welofaarenufem trotuar“, „sliächpränt“ oder „besser chönenaafolziä alsiich“, die ich erst laut lesen musste, um sie zu verstehen, und dann, wenn ich es begriffen hatte, lachte oder einfach fasziniert war davon, was Sprache alles kann und welche Möglichkeiten es gibt, künstlerisch damit zu spielen. Dazu war mir der Protagonist, mitsamt all seinen Missgeschicken und seltsamen Erlebnissen, zutiefst sympathisch.
Usama Al Shahmani: Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt
Bereits in seinem ersten Buch „In der Fremde sprechen die Bäume arabisch“ hat uns der irakischstämmige Autor Usama Al Shahmani gezeigt, wie kunstvoll er die metaphernreiche arabische Sprachtradition mit Berichten über die alltäglichen Erlebnisse eines in die Schweiz Geflüchteten zu vereinen weiss. Der Hintergrund seiner Romane ist düster, ist der Autor doch selbst aus seiner Heimat geflüchtet und webt Erinnerungen an seine eigenen Erlebnisse in seine Texte ein: die Gräuel des Terrorismus, die Angst auf der Flucht, die Ablehnung, die ihm als Fremder in der Schweiz entgegenschlägt und die Schwierigkeit, sich an einem unbekannten Ort ein neues Leben aufzubauen. Und doch gibt es auch viele schöne oder schlicht poetische Momente, beispielsweise, wenn die Hauptfigur Dafer eigene Gedichte in seine Erzählung integriert oder er in der Natur Trost und Heilung findet: „Im Wald spürt Dafer einen unsichtbaren Faden, der ihn zusammenhält.“
Manchmal, wenn Al Shahmani aus seiner Perspektive die zuweilen sonderbaren Verhaltensweisen von uns Schweizerinnen und Schweizern analysiert, ist das auch einfach humorvoll und warmherzig und wir Leser/innen lachen und fühlen uns ertappt: „Was würdest du sagen, wenn du die Schweiz in drei Wörtern beschreiben müsstest?“, heisst es dann beispielsweise, und die Antwort, die Al Shahmani uns gibt, lautet: „Zuverlässigkeit, Toleranz und Jammer.“ – „Was jetzt, wieso jammern sie?“ – „Man findet immer Gründe, wenn man jammern möchte. Jammern gehört zu den erlesensten Genüssen ihres Lebens. Die Schweizer sind freundlich, fleissig und ernähren sich gesund, aber sie ertragen es nur schwer, wenn etwas nicht korrekt läuft oder nicht ihren Vorstellungen entspricht, dann jammern sie.“
Vanessa Chakour: Göttin Artemis in jeder Frau
Die Kräuterkundlerin, Künstlerin und ehemalige Profiboxerin Vanessa Chakour erzählt in ihrem Buch von ihrer eigenen Lebensgeschichte, verknüpft mit der Geschichte ausgewählter, häufig vorkommender Pflanzen. Jedes Kapitel ist dabei einer Pflanze gewidmet (vom Kürbis über den Gartenklee bis zur Königskerze) und gespickt mit mythologischen Geschichten zur Pflanze, Informationen zu Standort und Interaktion mit der umliegenden Flora, Einsatzmöglichkeiten im menschlichen Heilungsprozess und persönlichen Erlebnissen der Autorin. Ich habe dabei sehr viel über unsere Pflanzenwelt und deren Hintergründe gelernt, habe mich von den Sagen und Legenden rund um die Pflanzen inspirieren lassen und gehe nun mit offeneren Augen durch die Welt – auch an Strassenrändern mitten in der Stadt kann man viele dieser Pflanzen entdecken. Wer Künstlerbiografien à la Patti Smith mag, wer sich mit Selbstheilung und Traumabewältigung auseinandersetzt und wer ein naturverbundenes, geerdetes Leben anstrebt, dem lege ich dieses Buch sehr ans Herz.
Manon Fargetton: Wovon die Sterne träumen
Über fünf Ecken, sagt man, sind zwei beliebige Menschen auf dieser Welt miteinander verbunden. Ausgehend von dieser Theorie schrieb Manon Fargetton ihren Roman aus der Perspektive von fünf verschiedenen Hauptfiguren, die zunächst kaum bis keine Verbindungen zwischen sich zu haben scheinen, deren Schicksale sich aber im Verlauf der Geschichte auf wundersame und heilsame Weise miteinander verkreuzen.
Titouan ist völlig überfordert von der Welt da draussen und beschliesst eines Tages, sein Zimmer nicht mehr zu verlassen. Alix möchte unbedingt in der Theaterschule aufgenommen werden und arbeitet hart für die Erfüllung ihres Traumes, ist dabei aber oft genervt von ihrem Vater Armand. Dieser kümmert sich nach dem Verlust seiner Frau überfürsorglich um seine Tochter, die den Mittelpunkt seines Lebens bildet. Gabrielle, die Lehrerin des Theaterkurses (spannend: ihre Kapitel sind im Stil eines Theaterstücks geschrieben), will ihre Freiheit um jeden Preis behalten und stösst dabei mitunter ihre Mitmenschen vor den Kopf. Und Luce, die ehemalige Pilotin, verliert nach dem Tod ihres Mannes völlig den Anschluss an die Gesellschaft.
Eine Handynachricht, die jemand anderes erreicht als ursprünglich geplant, setzt eine Reihe von Verkettungen in Gang, die schliesslich nach und nach allen Hauptfiguren helfen, ihre Probleme zu überwinden und ihre Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Mario Giordano: Terra di Sicilia – Die Rückkehr des Patriarchen
Das Buch beginnt so: „Mein Urgrossvater Barnaba Carbonaro, Sohn eines Priesters und einer Wunderheilerin, hat vierundzwanzig Kinder gezeugt, einen Menschen getötet und ein Mandarinenimperium gegründet. Ein kleiner Mann mit rastlosen Augen, Analphabet, aber mit einem exzellenten Gedächtnis für Zahlen und ausstehende Gefälligkeiten. Ein Mann mit einer Glückshaut, er bedauert nichts, als er nach langer Abwesenheit wieder nach München zurückkehrt. Wirklich stolz ist er jedoch vor allem auf zwei Dinge: seinen deutschen Pass und den Verlust seines Vermögens.“
Nach einem reichen und abenteuerlichen Leben fährt Barnaba Carbonaro zur Weihnachtszeit 1960 nach München, wo seine Familie ihn erwartet. Mit im Gepäck hat er einen grossen Tintenfisch und seine schillernden Lebenserinnerungen. Die Familie belächelt ihn als in die Jahre gekommenen Patriarchen mit etwas verschrobenen Weltansichten. Doch seine Enkelin Maria hört ihm gerne zu, als er ihr Abend für Abend die Geschichte seines Lebens erzählt: vom Aufstieg aus ärmlichsten Verhältnissen zum geachteten Händler von Zitrusfrüchten, aber auch von unstillbarer Sehnsucht, verlorener Liebe und von den Geistern ehemaliger Freunde, die ihn noch immer verfolgen.
Regina Bucher: Mit Hermann Hesse durchs Tessin
Schon als Kind habe ich immer mal wieder die Hermann Hesse – Buchreihe aus dem Bücherregal meiner Eltern gezogen, weil ich die Einbände so schön fand. Richtig kennengelernt habe ich den Schriftsteller allerdings erst während meiner Bachelorarbeit über „Siddhartha“ und „Der Steppenwolf“. Vergangenen Sommer während der Camping-Ferien im Tessin habe ich dort in einer Buchhandlung dieses Buch entdeckt. Hesse hat über vierzig Jahre im Tessin gelebt und war gerne zu Fuss in der Natur unterwegs. Neun Spaziergänge durch das Tessin zeigen, welche Orte Hesse besonders wichtig waren, wo er einst vorgelesen und wo er seine Schreibwaren eingekauft hat, welche Szenen ihn für Romane inspirierten und auch, wie sehr sich die Landschaft inzwischen verändert hat. Besonders spannend fand ich die zu den jeweiligen Orten passenden Roman- und Briefauszüge sowie Hesses Aquarelle, häufig heutigen Fotos der entsprechenden Region gegenübergestellt. „Malen ist wundervoll“, wird Hesse an einer Stelle zitiert. „Ich glaubte früher, Augen zu haben und ein aufmerksamer Spaziergänger auf Erden zu sein. Aber das fängt ja jetzt erst an.“
Laini Taylor: Strange the Dreamer
Der erste Teil einer Fantasy-Dilogie. Lazlo Strange ist in einer riesigen Bibliothek aufgewachsen und liebt es, sich in dicken Märchenbüchern zu verlieren. Sein Traum ist es, irgendwann die sagenumwobene Stadt Weep zu entdecken, von der die meisten Menschen glauben, dass sie längst nicht mehr existiert. Jeden Schnipsel, den er darüber in irgendeinem Buch entdecken kann, trägt er zusammen. Nie jedoch hätte er sich träumen lassen, mit einem Erkundungstrupp durch die Wüste und bis nach Weep zu gelangen. Dort warten nicht nur düstere Abenteuer und neue Freunde auf ihn, sondern auch seine grosse Liebe. Der Schreibstil ist wunderbar locker und reicht von poetisch über dramatisch bis zu humorvoll-frech, letzteres speziell in den vielen Dialogen. Beispiel: „Schau mich bloss nicht so an!“ – „Wie denn?“ – „Als ob ich ein besonders prächtiges Buch wäre, das du aufschlagen und in einem Rutsch durchlesen willst.“ Die über 700 Seiten fühlten sich für mich in keinem Augenblick als zu lang an.
Tana French: Der Sucher
Der Ex-Cop Cal Hooper ist nach der schmerzhaften Trennung von seiner Frau von Chicago in ein abgelegenes irisches Dorf übergesiedelt, hat dort ein baufälliges Haus gekauft und macht sich nun daran, es als sein neues Zuhause herzurichten. Daneben versucht er, sich mit den schweigsam-abweisenden Dorfeinwohnern anzufreunden. Immer öfter fühlt er sich beobachtet, es gibt offenbar Dinge, die seine Nachbarn ihm verschweigen, ein Junge verschwindet und auf den benachbarten Farmen kommen Tiere auf brutale Weise zu Tode. Cals Neugier ist geweckt und er beginnt, Nachforschungen anzustellen.
„Der Sucher“ ist der einzige Krimi auf meiner Liste – ein Genre, das ich nur sehr selten lese. Es ist bestimmt kein klassischer Krimi, sondern eher eine Art psychologische Studie der Hauptfigur Cal und der stoisch-abweisenden Dorfbewohner, gespickt mit kriminalistischen Elementen. Doch gerade die nur langsam voranschreitende Geschichte und der Fokus auf die Figuren statt auf den Plot hat mir besonders gefallen. Dieses Buch hat mich bedrückt, aber dennoch fasziniert zurückgelassen. Die Stimmung ist durchgehend sehr rau: rau in Bezug auf das Zwischenmenschliche, die teils ärmliche Bevölkerung, auf die karge, kalte Landschaft, auf Beschreibungen vom Erlegen und Ausnehmen der Hasen hinter Cals Haus, auf die Sprache. Cals Renovationsarbeiten werden ausführlich beschrieben und ausserdem die wachsende Freundschaft zu einem Jungen, der immer öfter bei ihm auf Besuch kommt. Diese Szenen haben mir sehr gefallen und ich fühlte mich beim Lesen in meine geliebten Bündner Berge versetzt: Morgennebel, Arbeiten rund ums Haus, wandern mit grossen Schritten. Und Cals Beschreibungen der Landschaft, die er als ursprünglich in der Stadt Lebender besonders intensiv wahrnimmt, gehören zu den schönsten Szenen, die ich je gelesen habe: „Cals Augen müssen sich noch immer daran gewöhnen, so weit schauen zu können, nach all den Jahren in der Stadt mit ihren Häuserblocks. […] Die Luft ist gehaltvoll wie Früchtebrot, als sollte man mehr mit ihr machen als sie nur einatmen, vielleicht ein grosses Stück herausbeissen oder sie sich händeweise ins Gesicht reiben.“
Dörte Hansen: Zur See
Dörte Hansen schreibt über die Bewohner einer Nordseeinsel, Nachfahren von Walfängern, Fischern, frierenden Seefahrern mit Bart und Goldring im Ohr, und von einsamen Frauen, die wissen, wie man sich durchschlägt. Doch die Welt ändert sich und die über Generationen weitergegebenen Arbeitsweisen gehen zu Ende. Der Fischer gibt die Fischerei angesichts des immer dichter werdenden Bürokratiesumpfs auf und bietet stattdessen Sightseeingtouren im Küstengewässer an. Der Inselwald wird gefällt, um ein neues Spa zu bauen.
Was zieht uns Menschen immer wieder zum Meer? Weshalb halten sich all die romantischen Seefahrergeschichten, auch wenn die Welt auf und an der See in Wirklichkeit alles andere als romantisch war (und ist)? Dörte Hansen schafft den Spagat zwischen romantischer Melancholie und manchmal düsterem Realismus. Ihre Figuren sind lebensecht und jede auf eigene Weise sympathisch. Und ich bin fasziniert von den vielen Details, den wunderbaren Wortkompositionen und der Sprache, die einen Rhythmus hat wie Wellen im Meer.
Debbie Tung: Quiet Girl. Geschichten einer Introvertierten
Dieses hier war ein richtiges Wohlfühlbuch für mich. Es handelt sich um wunderbar warmherzige schwarz-weisse Comic-Episoden aus dem alltäglichen Leben von Debbie. Debbie liebt Bücher und sie liebt es, daheim in eine Decke eingekuschelt kreativ tätig zu sein. Menschenmengen und Small-talk sind ihr manchmal zu viel. In so mancher Szene habe ich mich wiedererkannt und musste schmunzeln. Zum Beispiel als Debbie erklärt, dass sie immer ein Buch mit sich mitträgt, auch wenn sie weiss, dass sie nicht zum Lesen kommt: „Es gibt mir einfach ein tröstliches Gefühl, weil es sich so anfühlt, als hätte ich einen Freund an meiner Seite.“ Oder als sie im Bett liegt, um in Vorbereitung auf die Festtage ihre sozialen Batterien wieder aufzuladen – als ihr Freund nach ein paar Stunden vorbeikommt und erstaunt fragt, ob sie immer noch nicht fertig sei, antwortet sie: „Ich brauche ein Back-up. Darum lade ich lieber auch die soziale Powerbank auf.“